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Symptome von Bulimie im Überblick

Autor: Blog-Redaktion, 05. August 2021

Bulimie (oder Bulimia nervosa) ist eine psychische Erkrankung. Menschen mit Bulimie sind in einem Kreislauf gefangen, in dem sie große Mengen an Nahrung zu sich nehmen und versuchen, dieses übermäßige und unkontrollierbare Essen durch herbeigeführtes Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln, Fasten oder übermäßigen Sport zu kompensieren. Eine möglichst frühzeitige Behandlung bietet die besten Aussichten auf eine schnelle und dauerhafte Genesung von der Bulimie.

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Bulimie Nervosa und Ess-Brech-Sucht

Seit 1979 gilt die Bulimie als eine eigenständige Essstörung. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern für Ochse (bous) und Hunger (limos) ab: Ochsenhunger und bezieht sich damit auf das zentrale Merkmal der Bulimie: die Essattacken. Oft wird die Bulimie auch mit Ess-Brech-Sucht synonym verwendet, wobei das Erbrechen nicht zwingend dazugehört. Manche Betroffene fasten, treiben übermäßig Sport oder missbrauchen Abführmittel, um ihr Gewicht zu regulieren.

Frauen sind vier- bis fünfmal häufiger betroffen als Männer. Das häufigste Erkrankungsalter liegt wie bei der Magersucht (Anorexia) zwischen 15 und 19 Jahren. Aber auch zwischen 20 und 29 Jahren besteht noch ein hohes Risiko, an Bulimie zu erkranken. Etwa 600 000 Menschen in Deutschland leiden an der Ess-Brech-Sucht.

Bei manchen Betroffenen wechseln sich Phasen der Magersucht mit Phasen der Bulimie ab. Es gibt zwei wesentliche Formen der Bulimia nervosa

  • Purging-Typ der Bulimia nervosa: Gewichtszunahme wird nach Heißhungerattacken durch selbst herbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln vermieden
  • Non-Purging-Typ der Bulimia nervosa: Nach Heißhungerattacken werden zur Gewichtsregulierung ausschließlich striktes Fasten und übermäßiger Sport eingesetzt

Bulimie-Symptome und Verlauf

Das Hauptsymptom einer Bulimie laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind regelmäßige Essanfälle. Essanfälle sind oft ein Mittel, um mit schwierigen Gefühlen fertig zu werden. Während eines Essanfalls haben Menschen mit Bulimie nicht das Gefühl, die Kontrolle darüber zu haben, wie viel oder wie schnell sie essen. Zu den Nahrungsmitteln, die während eines Essanfalls verzehrt werden, können auch Dinge gehören, die die Betroffenen normalerweise vermeiden würde. 

Essanfälle sind oft sehr belastend, und die Betroffenen fühlen sich im Kreislauf von Essanfällen und Entleerungen gefangen. PatientInnen mit Bulimie legen großen Wert auf ihr Gewicht und ihre Figur und leiden an einer Körperbildstörung (Betroffene halten sich trotz geringen Körpergewichts immer noch für zu dick). Oft liegt ihr Wunschgewicht unter dem, was gesund ist. 

Das Selbstwertgefühl der Betroffenen hängt stark von Figur und Gewicht ab, was oft zu sehr strengen Diätregeln führt, die  jedoch nicht eingehalten werden können. Ein Teufelskreis aus weggelassenen Mahlzeiten, Hungern und Fasten und wieder Heißhungeranfällen entsteht.

Die mit der Bulimie verbundenen Essanfälle bestimmen das tägliche Leben und führen zu Schwierigkeiten in Beziehungen und sozialen Situationen. Bulimie kann auch zu ernsten körperlichen Komplikationen führen wie beispielsweise Ungleichgewicht der Elektrolyte oder Blutzuckerschwankungen. Häufiges Erbrechen kann zu Folgeschäden durch die Magensäure wie Schädigungen der Magenschleimhaut, des Magenschließmuskels, der Speiseröhre, der Stimmbänder, des Zahnfleischs und des Zahnschmelzes führen. Der Missbrauch von Abführmitteln kann das Herz und das Verdauungssystem ernsthaft beeinträchtigen. 

Menschen mit Bulimie können auch Symptome wie Müdigkeit, Völlegefühl, Verstopfung, Bauchschmerzen, unregelmäßige Monatsblutungen oder Schwellungen an Händen und Füßen aufweisen. Auch die Wahrnehmung des Hunger- und Sättigungsgefühls kann gestört oder ganz verschwunden sein.

Da das Gewicht der Betroffenen meist im Normalbereicht liegt und sie ihre Krankheit oft vor anderen verbergen, ist die Bulimie von außen nur schwer erkennbar. Außerdem suchen Bulimie-Betroffene oft nur ungern Hilfe. Wie bei Magersucht oder Binge Eating oder anderen Essstörungen werden die Menschen im Umfeld von Bulimie-PatientInnen wahrscheinlich Veränderungen der Stimmung und der Gefühle feststellen, bevor sie körperliche Veränderungen bemerken. Die Betroffenen beschäftigen sich oft mit dem Essen, fühlen sich unsicher, wenn sie vor anderen essen. 

Geringes Selbstwertgefühl, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen sowie Schuld-, Scham- und Angstgefühle, insbesondere nach einem Essanfall, sind ebenfalls häufig. 

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An wen wenden beim Verdacht auf eine Bulimie-Erkrankung?

Bulimie ist eine langwierige Erkrankung: viele Betroffene zeigen über Monate hinweg keine Symptome, haben dann aber immer wieder Rückfälle in ihr krankhaftes Essverhalten. Von den Erkrankten 2000 bis 4000 Menschen in Deutschland, sterben ca. 0,5 bis 1 Prozent. Wenn die Bulimie lange andauert, können lebensbedrohliche Gesundheitsschäden entstehen. 

Je früher eine professionelle Beratung und Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen auf Heilung.

Wichtig ist: Die Essanfälle haben meist eine wesentliche Funktion im Gefühlshaushalt der Betroffenen. Sie dienen als Ventil für Stress, Wut, Frust, Erschöpfung, Traurigkeit, Einsamkeit und viele andere schwer erträgliche Gefühlszustände. Auch das Erbrechen kann als Ventil für seelische Spannungen dienen. 

Wer aus einer Bulimie herausfinden will, braucht nicht nur ein ausgewogenes Essverhalten, das keinen Heißhunger mehr auslöst, sondern auch eine Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen und genannten Gefühle.

Die Prognose der Bulimie hat sich in den letzten Jahren verbessert: In 40 Prozent der Fälle kommt es zu einer deutlichen, in 20 Prozent zu einer geringen Besserung. Allerdings verläuft die Krankheit in weiteren 40 Prozent der Fälle chronisch – die Betroffenen leiden also ihr ganzes Leben unter der Krankheit.

Beim Beginn der Behandlung sind insbesondere Hausärztinnen und Hausärzte gefordert, im Krankheitsverlauf kommt es immer zu Begegnungen mit anderen Fachrichtungen.

Ein flächendeckendes Netzwerk wie das vom Therapienetz Essstörung ermöglicht seit mehr als 10 Jahren einen umfangreichen Austausch – zwischen ärztlichen und psychologischen Behandelnden der ambulanten und stationären Versorgung, Fachkräften der Beratungsstellen, Ernährungsberaterinnen und vielen mehr und unterstützt damit Betroffene auf dem Weg aus der Essstörung.

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