Blog

BITE

Essstörungen bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Autor: Blog-Redaktion, 31. Oktober 2024

Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze 

 

Essstörungen betreffen auch männliche Jugendliche und junge Erwachsene. Dennoch bleiben Essstörungen bei diesen Betroffenen oft unerkannt. Aktuelle Studien zeigen, dass Essstörungen bei männlichen Betroffenen anders verlaufen und die Symptome häufig nicht erkannt werden. 

Besonders magersüchtige Jugendliche und junge Männer, die sich in einer kritischen Phase ihrer körperlichen und psychischen Entwicklung befinden, benötigen spezielle Aufmerksamkeit. Sie können jede Art von Essstörung entwickeln, einschließlich Anorexia nervosa, Binge-Eating und Bulimie

Essstörungen sind oft ein unsichtbares Problem, besonders bei jungen Männern. Während Essstörungen bei Frauen seit Jahrzehnten im Fokus der Forschung stehen, wird diese psychische Erkrankung leider oft bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft übersehen. Dies liegt zum Teil daran, dass Essstörungen bei männlichen Betroffenen seltener erkannt und diagnostiziert werden. Dies liegt auch daran, dass die Schamgrenze hier oft höher ist, da Essstörungen nicht in das stereotype Bild von Männlichkeit passen und viele daher zögern, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In den letzten Jahren zeigt sich jedoch ein alarmierender Trend: Immer mehr männliche Jugendliche und junge Erwachsene sind betroffen. Studien belegen, dass rund 25 % der 12-27 jährigen männlichen Jugendlichen von Essstörungen betroffen sind, doch ihre Symptome werden oft als „normales“ Verhalten abgetan, insbesondere wenn sie sich durch Sport und Diäten ausdrücken (Deutsches Ärzteblatt, 2020). 

Warum bleiben Essstörungen bei jungen männlichen Erwachsenen oft unerkannt? 

Bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielen Körperideale und der Wunsch nach Perfektion eine zentrale Rolle. Besonders das Streben nach einem muskulösen, definierten Körper, verstärkt durch Social Media und die Fitnessindustrie, führt häufig zu Muskelsucht (Muscle Dysmorphia), einer Form der körperdysmorphen Störung. Essstörungen bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsen manifestieren sich oft durch extremes Training und gestörtes Essverhalten – Verhaltensweisen, die als "gesund" wahrgenommen werden, obwohl sie auf eine psychische Erkrankung hinweisen. 

 

 

Soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok fördern oft unrealistische Körperideale, insbesondere bei jungen männlichen Erwachsenen. Durch die ständige Konfrontation mit bearbeiteten Bildern und Fitness-Influencern fühlen sich viele unter Druck gesetzt, einem unerreichbaren Ideal zu entsprechen. Dies kann zu übertriebenen Maßnahmen führen, um den Körper zu optimieren – darunter strikte Diäten, exzessives Training und sogar die Einnahme von ungesunden Nahrungsergänzungsmitteln oder Steroiden. Die ständige Darstellung eines perfekten Körpers fördert ein verzerrtes Selbstbild, was oft zu einer gestörten Körperwahrnehmung führt. 

Der Druck, gesellschaftliche Ideale von Männlichkeit zu erfüllen, verstärkt psychische Belastungen. Viele magersüchtige Jugendliche kompensieren ihre Unsicherheiten durch strikte Diäten oder exzessives Training. Magersucht äußert sich bei männlichen Betroffenen durch starken Gewichtsverlust und den Fokus auf Muskelaufbau. Leider wird dies häufig nicht als psychische Erkrankung wahrgenommen. 

Typische Essstörungen bei männlichen Jugendlichen 

Junge männliche Erwachsene und Jugendliche entwickeln alle Arten von Essstörungen, einschließlich: 

  • Anorexia nervosa: Stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme und zwanghaftes Kalorienzählen
  • Binge-Eating: Unkontrolliertes Essen großer Mengen, oft gefolgt von Schuld- und Schamgefühlen. 
  • Bulimie: Gestörte Körperwahrnehmung und das Erbrechen nach dem Essen, um Gewichtszunahme zu verhindern. 
  • Muskelaufbauzwang: Exzessives Sporttreiben und übermäßige Proteinaufnahme, oft begleitet von geringem Selbstwertgefühl

Geschlechtersensible Therapieansätze für männliche Jugendliche 

Die meisten Therapien für Essstörungen basieren auf Erkenntnissen aus der Behandlung von Frauen. Für männliche Jugendliche und junge Erwachsene sind spezialisierte, geschlechtersensible Therapieansätze nötig, die die besonderen psychologischen und gesellschaftlichen Faktoren berücksichtigen, die bei Männern eine Rolle spielen. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und Acceptance and Commitment Therapy (ACT) zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Essstörungen, da sie den besonderen Druck auf das männliche Körperbild ansprechen. 

Früherkennung von Essstörungen bei männlichen Jugendlichen 

Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Essstörungen bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Besonders in Schulen und Jugendeinrichtungen sollten Programme implementiert werden, die auf das Verhalten männlicher Jugendlicher abzielen, z.B. exzessives Training und strikte Diätpläne. Der Einsatz von Screening-Instrumenten kann helfen, Anzeichen wie starken Gewichtsverlust, zwanghaftes Kalorienzählen oder körperliche Selbstabwertung frühzeitig zu erkennen.

 

 

Eltern und Lehrer spielen eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung von Essstörungen. Doch häufig fehlen das Bewusstsein und die richtigen Werkzeuge, um problematisches Verhalten zu identifizieren. Präventionsprogramme, die in Schulen und Jugendzentren implementiert werden, könnten männliche Jugendliche und junge Erwachsene darin unterstützen, ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper zu entwickeln. Workshops zu den Themen Selbstwert, Body Mass Index (BMI) und die Gefahren exzessiven Sports wären dabei von zentraler Bedeutung. 

Gruppentherapie und Body Neutrality für junge männliche Erwachsene 

Gruppentherapien haben sich als besonders hilfreich für junge männliche Erwachsene erwiesen. In einem geschützten Rahmen können sie offen über ihre psychischen Belastungen sprechen, was den Heilungsprozess fördert. Während „Body Positivity in vielen Therapien eine zentrale Rolle spielt, zeigt sich bei jungen männlichen Erwachsenen oft ein anderer Bedarf: Sie wollen lernen, ihren Körper neutral zu betrachten, ohne den ständigen Druck, ihn verbessern oder idealisieren zu müssen. Anstatt den Körper als Hauptquelle des Selbstwerts zu betrachten, geht es darum, eine gesunde Einstellung zu sich selbst zu entwickeln, frei von gesellschaftlichem Druck. 

Kombinierte Therapieansätze und Einbeziehung von Eltern und Lehrern 

Viele junge männliche Erwachsene mit Essstörungen leiden zusätzlich unter anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Suchtverhalten. Daher sollten integrative Therapieansätze angewandt werden, die sowohl die Essstörung als auch begleitende psychische Probleme behandeln. 

Die Zusammenarbeit zwischen therapeutische Fachkräfte, Eltern und Lehrern ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Während Therapeuten auf die Ziele der Behandlung hinarbeiten, indem sie auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen eingehen, sind es oft Eltern und Lehrer, die wichtige Verhaltensänderungen erkennen und darauf reagieren. Ein offener Dialog zwischen allen Beteiligten kann helfen, das Thema Essstörungen zu enttabuisieren und den Betroffenen ein unterstützendes Umfeld zu bieten. Dabei ist es wichtig, dass die Therapieansätze nicht nur die Essstörung selbst behandeln, sondern auch die zugrunde liegenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Ängste. 

Fazit: Essstörungen bei männlichen Jugendlichen erfordern spezialisierte Ansätze 

Essstörungen bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind oft schwer zu erkennen. Um diese Zielgruppe erfolgreich zu unterstützen, sind spezialisierte, geschlechtersensible Therapieansätze und 

Früherkennungsprogramme notwendig. Durch die Kombination von Therapieformen wie CBT, ACT und Gruppentherapie sowie die Einbeziehung von Body Neutrality kann jungen männlichen Erwachsenen der Zugang zu effektiver Behandlung erleichtert werden.

 

Essstörungen, unser Körperbild & Social Media: Wie der digitale Einfluss unser Selbstbild prägt

Weihnachten und Essstörungen

Borderline Skills: Training, Notfallkoffer und Alltagstipps

Prävention von Burnout und Essstörungen im Berufsalltag: Die Rolle der betrieblichen Gesundheitsvorsorge

Autismus und Borderline: Psychische Störungen im Vergleich

Generalisierte Angststörung: Symptome, Ursachen & Behandlung

Umgang mit Borderlinern: Ein Leitfaden für Betroffene & Angehörige

Gesundheit fördern: Prävention von Essstörungen

Dialektisch-behaviorale Therapie: DBT und Essstörungen

Vegan und Essstörung: Ein Überblick