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Was ist eigentlich die Body Positivity Bewegung?
Diversität, soziale Gerechtigkeit & Körperakzeptanz
Autor: Blog-Redaktion, 20. Juli 2021
Heute in den sozialen Medien allgegenwärtig, sind die Wurzeln der Body Positivity Bewegung nicht sehr bekannt und oft umstritten. Mittlerweile sind unter dem Hashtag #bodypositivity Inhalte zu finden, die sich der Body Confidence, also auf den eigenen Körper bezogenes Selbstbewusstsein und Körperakzeptanz widmen. Doch in der ursprünglichen Bewegung geht es um die politische Antwort auf Gewichtsdiskriminierung.
Ursprung der Body Positivity Bewegung
Die Body-Positivity-Bewegung (kurz BOP, auch bekannt als #Bodyneutrality oder #Bodyliberation) engagiert sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale. Es geht also um den ständigen Drang sich selbst zu optimieren, um einem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen. Die BOP entwickelte sich 1969 in den USA aus der Fat Acceptance Bewegung, der ältesten Organisation für die Rechte dicker Menschen.
Inzwischen ist die Bewegung dank sozialer Medien (Instagram, Facebook & Co) zu einem weltweiten Phänomen geworden. Allein auf Instagram finden sich unter dem Hashtag #bodypositivity rund 8,4 Millionen Beiträge. In ihren Ursprüngen gehen die Forderungen der Bewegung weit über die Themen Selbstakzeptanz und das eigene Körperbild hinau. Soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Antidiskriminierung spielen eine große Rolle.
In den 70er, 80er und 90er Jahren wurde der Begriff Body Positivity noch nicht so weitläufig genutzt wie heute. Aber Aktivistinnen drangen mehr und mehr zunehmend in Talkshows und andere Medien.
In den 2000er Jahren war das Internet Schauplatz für #bodyshaming und #bodyacceptance. Die Anonymität des Internets führte zu Mobbing, aber auch zu Selbstdarstellung. Hashtags und Facebook-Gruppen halfen den Menschen, sich auf neue Weise zu verlinken.
Die Bewegung setzt sich für die Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls ein. Und dafür, jeden Körper zu akzeptieren, unabhängig von seinem Aussehen. Sie kritisiert gesellschaftliche Strukturen, die Schönheitsideale und damit einhergehende Normen immer wieder neu hervorbringen und aufrechterhalten (z.B. Diätkultur).
Sie möchte Diskriminierungen gegenüber hochgewichtigen und anderen gesellschaftlich benachteiligten Körpern sichtbar machen und fordert mehr Präsenz in den Medien Mode, Kunst und Kultur.
Body Neutrality statt Body Positivity?
Auch in Werbung und Marketing ist Body Positivity ein großes Thema. Viel öfter als noch vor wenigen Jahren zeigen Werbespots Frauen mit unterschiedlichen Körpertypen und Hautfarben.
Immer öfter laufen in den letzten Jahren Curvy-Models über die Laufstege. Bekannte Modemarken machen große Größen zugänglicher und Plus-size Models zieren berühmte Magazincover. Auch in der Filmindustrie sind Protagonistinnen mit Übergewicht präsenter denn je und unterliegen seltener Stereotypen. Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung von Body Positivity haben Aktivisten wie Jes Baker die Begriffe Body Neutrality und Body Liberation geprägt, um auf die Kernwerte von Body Positivity zurückzugreifen.
Reaktionen wie die auf Sängerin Adeles Gewichtsverlust im letzten Jahr zeigen, dass die Akzeptanz aller Körper noch nicht vollkommen in der Gesellschaft angekommen ist. Ihre Figur stand seit Beginn ihrer Karriere im Mittelpunkt: Erst wurde wie für ihren Mut gelobt, als curvy Sängerin Teil der Musikbranche zu sein, dann für ihre Abnehmleistung. Aber auch viele negative Kommentare häuften sich.
Wahres Body Positivity sollte es jedoch nicht zum Thema machen, ob eine Person zu- oder abnimmt. Ob jemand dick oder dünn ist. Man kann auch als schlanke junge Frau ein Vorbild in dieser Bewegung sein, die Selbstliebe und Toleranz feiert und das eigene Selbstwertgefühl weniger an die äußere Erscheinung koppelt.
Kritik
Der Body-Positivity-Bewegung wird immer wieder vorgeworfen, durch die Normalisierung von Übergewicht einen ungesunden Lebensstil zu fördern. Einige Body-Positivity-Anhänger vertreten die Meinung, dass das Thema Gewichtsabnahme aufgenommen werden sollte, da Menschen durch das Abnehmen besser fühlen und ein besseres Selbstwertgefühl haben. Sogar große Diätfirmen bezeichnen sich als Body Positivity-Vertreter.
Aus feministischer Sicht besteht die Kritik an Body Positivity. Denn wie sie auf Instagram zu finden ist, konzentriert sie sich weiter auf die eigene Attraktivität und Körperbild. Eine wirkliche Befreiung von Selbstobjektivierung und patriarchale Strukturen ist damit nicht möglich.
Body Positivity scheint darüber hinaus eine Bewegung geworden zu sein, die von Marken und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens monetarisiert und politisiert wird. Das führt oft dazu, dass Personen ab einer bestimmten Größe und einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit erneut von der Diskussion ausgeschlossen werden.
Einige Aktivisten betrachten Body Positivity immer noch als einen Schritt in Richtung radikaler Körperbefreiung. Für andere ist der Begriff so bedeutungslos geworden, dass sie entweder Variationen übernommen haben oder ihn nicht mehr verwenden.