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Dialektisch-behaviorale Therapie: DBT und Essstörungen
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) als therapeutischer Ansatz für die Behandlung von Essstörungen
Autor: Blog-Redaktion, 06. Februar 2024
Essstörungen, wie Anorexie, Bulimie, Binge-Eating, aber auch Adipositas, Orthorexie und Biggerexie, stellen komplexe Herausforderungen für Betroffene dar. Diese psychischen Erkrankungen haben oft tiefe emotionale Ursachen, die über rein physische Aspekte hinausgehen.
Dieser Beitrag beleuchtet die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) als therapeutischen Ansatz für die Behandlung von Essstörungen.
DBT und Anwendungsbereiche
DBT steht für Dialektisch-Behaviorale Therapie (englisch: Dialectical Behavior Therapy) und wurde in den 1980er Jahren von der Psychologin Marsha M. Linehan entwickelt. Dabei ist DBT eine Form der kognitiv-behavioralen Therapie und wurde ursprünglich für die Behandlung von Borderline-Störungen entwickelt.
Allerdings hat sie sich seither als wirksam bei verschiedenen psychischen Gesundheitsproblemen erwiesen. Deshalb weist DBT inzwischen ein breites Anwendungsspektrum auf und stellt unter anderem einen wirksamen intensiven Therapieansatz bei der Behandlung von Essstörungen dar, der von speziell ausgebildeten DBT-Therapeutinnen und DBT-Bezugspädagoginnen begleitet wird.
Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)
Ursprünglich entwickelt für die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen, bleibt DBT ein Hauptbestandteil der therapeutischen Ansätze für Borderline-Betroffene und hilft dabei, emotionale Dysregulation, zwischenmenschliche Schwierigkeiten und selbstschädigendes Verhalten zu bewältigen.
Chronisch suizidales Verhalten
DBT hat sich zudem als äußerst wirksam bei der Behandlung von chronisch suizidalen Patientinnen und Patienten erwiesen. Die Fähigkeit, mit extremen emotionalen Zuständen umzugehen und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln, kann dazu beitragen, suizidale Tendenzen zu reduzieren.
Störung der Emotionsregulation
Personen, die Schwierigkeiten mit der Regulierung ihrer Emotionen haben, können erheblich von DBT profitieren. Die Therapie vermittelt effektive Strategien zur besseren Kontrolle und Verarbeitung von starken Gefühlen.
Selbstverletzendes Verhalten
DBT stellt konkrete Hilfsmittel und Methoden bereit, um mit selbstschädigendem Verhalten umzugehen und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
DBT wird dabei meist nicht als eigenständige Therapieform angewendet, sondern als Teil der kognitiven Verhaltenstherapie. Der breite Einsatz in verschiedenen Kontexten unterstreicht die Vielseitigkeit und Wirksamkeit dieser Therapieform über verschiedene psychische Herausforderungen hinweg.
Der Weg zur Veränderung mit DBT: Ein Blick hinter die Kulissen
Um die praktische Umsetzung der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) zu verstehen, ist es wichtig genau hinzuschauen: DBT verfolgt einen strukturierten Ansatz, um Betroffenen ein Skill Set zur Emotionsregulation, verbesserten zwischenmenschlichen Fähigkeiten und einer bewussten Lebensführung zu bieten. Therapien sollten immer individuell erstellt werden, jedoch gibt es grundlegende Bausteine, aus denen sich eine DBT-Therapie zusammensetzen lässt.
Einzel- und Gruppentherapie
In Einzelsitzungen arbeiten Therapeutinnen und Therapeuten gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten an individuellen Herausforderungen. Zusätzliche Gruppentherapie ermöglicht den Austausch von Erfahrungen und die Entwicklung gemeinsamer Lösungsansätze.
Skills-Training
Der Schlüssel zur langfristigen Veränderung liegt im Erlernen von spezifischen Fähigkeiten. Das Skills-Training in den Bereichen Emotionsregulation, Beziehungen und Achtsamkeit schafft eine solide Grundlage für den täglichen Umgang mit den Herausforderungen.
Telefonische Krisenintervention
Ein wichtiger Bestandteil von DBT ist die Verfügbarkeit von Therapeutinnen und Therapeuten für telefonische Krisenintervention. Dies stellt sicher, dass Betroffene auch außerhalb der regulären Sitzungen Unterstützung erhalten.
Integration in den Alltag
Der eigentliche Erfolg von DBT liegt darin, das Gelernte in den Alltag zu integrieren. Die erworbenen Fähigkeiten werden nicht nur während der Therapiesitzungen, sondern auch im Alltag angewendet.
Der Fokus liegt also nicht nur auf der unmittelbaren therapeutischen Interaktion, sondern darauf, dass die erworbenen Fähigkeiten zu einem festen Bestandteil des täglichen Lebens werden. So wird DBT nicht nur zu einer therapeutischen Methode, sondern zu einem Weg, der Betroffenen ermöglicht, die erlangten Kompetenzen nachhaltig und effektiv in ihrem Alltag anzuwenden.
Dieser integrative Ansatz ist entscheidend, um nicht nur kurzfristige Veränderungen, sondern eine dauerhafte Transformation und Stabilität zu fördern.
DBT im Kontext von Essstörungen
Essstörungen gehen oft mit komplexen psychischen Herausforderungen einher, wie zum Beispiel emotionale Dysregulation, zwischenmenschliche Probleme und impulsive Verhaltensweisen.
Anorexie
Menschen mit Anorexie neigen dazu, extrem restriktives Essverhalten zu zeigen, begleitet von einem verzerrten Körperbild und der Angst vor Gewichtszunahme. DBT kann helfen, durch die Entwicklung von Achtsamkeit und Akzeptanz die Grundlagen für eine gesunde Selbstwahrnehmung zu legen.
Bulimie
Die DBT unterstützt Menschen mit Bulimie bei der Bewältigung von wiederholtem übermäßigem Essen und den damit verbundenen kompensatorischen Verhaltensweisen, indem sie Techniken zur Emotionsregulation vermittelt.
Binge-Eating-Störung
DBT hilft bei der Entwicklung von Fähigkeiten zur Emotionsregulation, um unkontrolliertes Überessen zu bewältigen, ohne zu kompensieren.
Adipositas, Orthorexie und Biggerexie
Bei diesen Sonderformen von Essstörungen kann DBT ebenfalls eingesetzt werden, um eine gesunde Wahrnehmung des eigenen Körpers und ein ausgewogenes Essverhalten zu fördern. Auch bei anderen Sonder- und Mischformen von Essstörungen kann DBT positive Ergebnisse erzielen.
Der ganzheitliche Ansatz für nachhaltigen Erfolg
Ein nachhaltiger Erfolg in der Behandlung von Essstörungen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Die Kombination von DBT mit anderen therapeutischen Maßnahmen und einer umfassenden Betreuung ist entscheidend.
Ein solcher integrativer Ansatz ermöglicht es, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die tiefer liegenden Ursachen und damit verbundenen Herausforderungen anzugehen. Es geht darum, die Lebensqualität der Betroffenen dauerhaft zu verbessern und eine stabile Basis für ihre langfristige Genesung zu schaffen.
Die Bedeutung von langfristiger Umsetzung
Es ist entscheidend zu betonen, dass die Wirksamkeit der Therapie nicht nur von ihrer Dauer, sondern vor allem von der langfristigen Umsetzung der erworbenen Fähigkeiten abhängt. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) bietet einen stabilen Grundstein, aber ihr Erfolg liegt darin, dass Betroffene die erlernten Strategien und Techniken nicht nur während der Therapiesitzungen, sondern auch im Alltag konsequent anwenden.
Fazit
DBT ist keine abstrakte Theorie, sondern ein aktiver Prozess der Veränderung. Die individuelle Betreuung, die Vermittlung konkreter Fähigkeiten und die Integration in den Alltag ermöglichen es Betroffenen, einen nachhaltigen Weg zur Genesung zu beschreiten. Durch diesen transparenten Einblick in die praktische Umsetzung von DBT wird deutlich, dass Veränderung möglich ist und jeder Schritt auf dem Weg zur Gesundheit von Bedeutung ist.
Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass jede Therapie individuell angepasst werden sollte. Eine umfassende Behandlung erfordert oft eine multidisziplinäre Herangehensweise, die Ernährungsberatung, medizinische Betreuung und andere Therapieformen einschließt.