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Autismus und Borderline: Psychische Störungen im Vergleich

Autor: Blog-Redaktion, 30. Juli 2024

In der Welt der psychischen Gesundheit stehen Diagnosen wie Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) häufig im Mittelpunkt. Obwohl sie auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, teilen sie wichtige Gemeinsamkeiten und Herausforderungen. Diese machen sie besonders relevant im Zusammenhang mit Essstörungen.

Definition und Merkmale

Definition der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) 

ASS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, gekennzeichnet durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, Kommunikation und repetitive Verhaltensweisen (American Psychiatric Association, 2013). Menschen mit ASS haben oft spezielle Interessen und abweichende Sinneswahrnehmungen.

Der Begriff "Autismus" wurde erstmals 1911 von dem Schweizer Psychiater Eugen Bleuler verwendet. Bleuler verwendete den Begriff, um ein Symptom der Schizophrenie zu beschreiben. Dieses Symptom ist durch extreme Selbstbezogenheit und Rückzug von der Außenwelt gekennzeichnet (Bleuler, 1911).

Später, im Jahr 1943, verwendete der amerikanische Kinderpsychiater Leo Kanner den Begriff "Autismus", um eine eigenständige Störung zu beschreiben, die heute als Autismus-Spektrum-Störung (ASS) bekannt ist. Kanner identifizierte spezifische Merkmale bei einer Gruppe von Kindern, die Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie repetitive Verhaltensweisen aufwiesen (Kanner, 1943).

Definition der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) 

BPS ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die durch instabile Beziehungen, ein schwankendes Selbstbild und intensive emotionale Reaktionen gekennzeichnet ist. Impulsivität und Angst vor dem Verlassenwerden sind häufig (Lieb et al., 2004).

Der Begriff "Borderline" wurde erstmals in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Psychoanalytiker Adolph Stern verwendet. Stern beschrieb damit Patienten, die an der Grenze zwischen Neurose und Psychose lagen. Diese Patienten zeigten eine Reihe von Symptomen, die nicht eindeutig in die damaligen Kategorien von psychischen Erkrankungen passten, weshalb er sie als "borderline cases" bezeichnete .

In den 1980er Jahren wurde die Borderline-Persönlichkeitsstörung als eigenständige Diagnose im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM) anerkannt.

Symptome und Diagnose

Die Hauptsymptome von ASS umfassen 

  • beeinträchtigte soziale Kommunikation sowie 
  • eingeschränkte, repetitive Verhaltensweisen. 

Die Diagnose erfolgt nach den Kriterien des DSM-5 und ICD-10, die soziale und kommunikative Defizite sowie repetitive Verhaltensmuster umfassen (American Psychiatric Association, 2013).

BPS Symptome umfassen 

  • emotionale Instabilität, 
  • impulsives Verhalten und 
  • instabile Beziehungen. 

Die Diagnose basiert auf den Kriterien des DSM-5 und ICD-10, darunter extreme Bemühungen, Verlassenwerden zu vermeiden und chronische Gefühle von Leere (Lieb et al., 2004).

Ursachen und Risikofaktoren

Für die ASS spielen genetische Faktoren eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass genetische Mutationen und familiäre Häufungen das Risiko erhöhen. Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion sowie Umweltfaktoren während der pränatalen und perinatalen Entwicklung können ebenfalls eine Rolle spielen (Geschwind, 2011; Cureus, 2023).

Für die BPS gelten genetische Prädispositionen, Missbrauch, Vernachlässigung und traumatische Ereignisse in der Kindheit als häufige Faktoren. Veränderungen in Gehirnstrukturen und -funktionen, besonders in Bereichen, die für Emotionen und Impulse verantwortlich sind, erhöhen das Risiko (Lieb et al., 2004).

Verlauf und Prognose

Verlauf der Autismus-Spektrum-Störung

Der Verlauf kann stark variieren. Frühinterventionen verbessern die langfristigen Ergebnisse erheblich. Mit der richtigen Unterstützung können viele Betroffene bedeutende Fortschritte machen (Lord et al., 2020; Cureus, 2023).

Verlauf der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Der Verlauf variiert ebenfalls stark. Einige Betroffene erleben mit zunehmendem Alter eine Verbesserung der Symptome, während andere langfristige Schwierigkeiten haben. Frühe Behandlung verbessert die Prognose (Zanarini et al., 2012).

Therapien und Behandlungsmöglichkeiten

Therapien für ASS

Verhaltenstherapeutische Ansätze wie Applied Behavior Analysis (ABA) fördern soziale, kommunikative und akademische Fähigkeiten. Sprach- und Ergotherapie unterstützen die Entwicklung der Kommunikationsfähigkeiten (Makrygianni & Reed, 2010).

Therapien für BPS

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) hilft, Emotionen zu regulieren und gesunde Verhaltensweisen zu entwickeln. Medikamente können begleitende Symptome wie Depressionen und Angstzustände behandeln (Linehan, 1993).

Zusammenhang mit Essstörungen

Essstörungen und Autismus

Essstörungen treten bei ASS häufig auf, oft durch rigide Essgewohnheiten und spezielle Interessen. Diese können zu Unter- oder Übergewicht führen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen (Westwood & Tchanturia, 2017).

Essstörungen und Borderline

Bei BPS sind Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating häufig. Emotionale Instabilität und Impulsivität tragen zur Entwicklung dieser Störungen bei, die oft als Bewältigungsmechanismen dienen (Sansone & Sansone, 2011).

Zusammenhänge zwischen Borderline und Autismus

Gemeinsamkeiten und Überlappungen Beide Störungen beinhalten emotionale Dysregulation und soziale Schwierigkeiten. Impulsivität kann bei beiden auftreten, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung (Mazefsky et al., 2013).

Diagnostische Herausforderungen 

Symptomatische Überschneidungen können zu Fehldiagnosen führen. Eine umfassende diagnostische Abklärung durch erfahrene Fachleute ist unerlässlich, um angemessene Behandlungsansätze zu gewährleisten (Volkmar et al., 2014).

Therapieansätze und Unterstützung 

Eine differenzierte Herangehensweise, die die spezifischen Symptome beider Störungen berücksichtigt, ist notwendig. DBT kann bei beiden Störungen helfen, besonders bei emotionaler Dysregulation (Linehan, 1993).

Bewältigung im Alltag

Menschen, die sowohl an der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) als auch an der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) leiden, benötigen spezielle Strategien, um den Alltag zu bewältigen. 

Klare Strukturen und feste Routinen sind besonders wichtig, da sie helfen, den Alltag zu organisieren und Stress zu reduzieren. Dies ist bei ASS besonders entscheidend, da unerwartete Veränderungen oft zu Überforderung führen können (Volkmar et al., 2014).

Offene und klare Kommunikation ist ebenfalls essentiell, um Missverständnisse zu vermeiden. Angehörige und Betroffene sollten Techniken erlernen, die die Kommunikation erleichtern und Missverständnisse minimieren (Mazefsky et al., 2013). 

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann wertvolle Unterstützung bieten. Selbsthilfegruppen ermöglichen es, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Diese Gruppen bieten eine Plattform, um von den Erfahrungen anderer zu lernen und emotionale Unterstützung zu erhalten (Sansone & Sansone, 2011).

Fazit

Die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zeigt, dass trotz der Unterschiede beide Störungen ähnliche Herausforderungen mit sich bringen, besonders im Kontext von Essstörungen. Emotionale Instabilität und soziale Schwierigkeiten sind gemeinsame Merkmale, die das Risiko für Essstörungen erhöhen können.

Betroffene benötigen eine genaue Diagnose und maßgeschneiderte Therapieansätze, um ihnen die bestmögliche Unterstützung zu bieten.

Durch eine Kombination aus verschiedenen therapeutischen Ansätzen und Unterstützung im Alltag können Menschen mit BPS und ASS lernen, ihre Symptome zu managen und ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Darüber hinaus bieten Selbsthilfegruppen und Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen wertvolle Unterstützung und fördern das gemeinschaftliche Lernen und die emotionale Stabilität.

Insgesamt zeigt sich, dass eine frühzeitige und ganzheitliche Betreuung entscheidend ist, um den komplexen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. 

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