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Essstörungen bei Sportlern und Sportlerinnen: Herausforderung Leistungssport

Autor: Blog-Redaktion, 6. September 2023

Essstörungen stellen im Leistungssport eine schleichende Bedrohung dar, die oft unbemerkt bleibt. Sportler und Sportlerinnen stehen oftmals unter großem Druck, um Bestleistungen zu erbringen und gleichzeitig bestimmten Vorstellungen von Körpergewicht und -aussehen zu entsprechen, oft anhand des Body-Mass-Index (BMI). In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Formen von Essstörungen, die im Leistungssport auftreten können, ausführlicher betrachten, die Risiken, die sie mit sich bringen, und wie Betroffene Unterstützung finden können.

Typische Essstörungen im Leistungssport

Es gibt drei Hauptarten von Essstörungen, die bei Sportlern auftreten:

  • Anorexia Athletica: Diese Essstörung zeichnet sich durch exzessiven Sport, restriktive Diäten und das obsessive Streben nach einem niedrigen Körpergewicht oder einem bestimmten BMI aus.
  • Bulimie im Leistungssport: Sportler, die von Bulimie betroffen sind, neigen dazu, große Mengen Nahrung zu sich zu nehmen und dann erhebliche Anstrengungen zu unternehmen, um die aufgenommene Nahrung wieder zu verlieren, sei es durch Erbrechen oder übermäßiges Training.
  • Binge-Eating-Störung: Diese Essstörung ist durch regelmäßige Episoden von unkontrolliertem Überessen gekennzeichnet, ohne anschließende Maßnahmen zur Gewichtsreduktion.

Eine besondere Essstörung, die häufig bei Sportlerinnen und Sportlern auftritt, ist die Biggerexie

Wikipedia schreibt dazu: Die sogenannte Biggerexie, auch oft Muskelsucht, Muskeldysmorphie oder Adonis-Komplex genannt, ist vorwiegend bei Männern anzutreffen. Diese Störung der Wahrnehmung des eigenen Körperbilds kann z.B. dazu führen, dass ein stark muskulöser Bodybuilder sich als zu schmal empfindet. 

Warum gerade Sportler gefährdet sind

Der hohe Leistungsdruck in nahezu allen Leistungssportarten kann dazu führen, dass Sportler anfälliger für Essstörungen werden. Oftmals müssen sie ein bestimmtes Gewicht oder einen engen BMI-Bereich einhalten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings ist der BMI allein nicht immer ein zuverlässiger Indikator für die Gesundheit oder die sportliche Leistungsfähigkeit.

Risikofaktoren und Folgen

Sportler sind verschiedenen Risikofaktoren ausgesetzt, darunter intensives Training, sozialer Druck und persönliche Faktoren wie Perfektionismus oder ein geringes Selbstwertgefühl. Diese Faktoren können dazu beitragen, dass Essstörungen bei Sportlern häufiger auftreten können.

Die gesundheitlichen Auswirkungen für sportliche Höchstleistung können bei Sportlerinnen und Sportlern langwierige Folgen haben: Dabei können Folgen der Essstörungen sein: Bei Frauen ein Ausbleiben der Regelblutung durch einen gestörten Hormonhaushalt, Probleme mit den Knochen bzw. ein höheres Risiko von Osteoporose und damit ein erhöhte Verletzungsanfälligkeit, Herzprobleme, Depressionen und andere psychische Belastungen

Erkennen und Vorbeugen

Um Essstörungen bei Sportlern zu erkennen, sollten Trainerinnen und Trainer, bzw. Betreuerinnen und Betreuer, auf Anzeichen wie plötzlichen Gewichtsverlust, übermäßige Müdigkeit, Gereiztheit, Veränderungen im Essverhalten und emotionale Instabilität achten. Prävention und Schulungsmaßnahmen sind entscheidend und erfordert die Schaffung eines unterstützenden Umfelds sowie Informationen über gesunde Ernährung und die Bedeutung eines ausgewogenen Lebensstils. Sportvereine und Organisationen sollten Schulungen für Trainerinnen und Trainer sowie Betreuerinnen und Betreuer anbieten, um frühzeitig auf mögliche Anzeichen von Essstörungen zu reagieren. In der Realität wird die Prävention leider oft vernachlässigt. 

Unterstützung für Betroffene

Sportlerinnen und Sportler, die von Essstörungen betroffen sind, benötigen Unterstützung und sollten ermutigt werden, professionelle Hilfe anzunehmen. Diese Hilfe kann Ernährungsberatung, psychologische Betreuung und vieles mehr umfassen, um den Genesungsprozess zu unterstützen.

Das Therapienetz Essstörung bietet einen ganzheitlichen Beratungs- und Therapieansatz von Prävention, Beratung, Begleitung, ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlung, Therapie und Nachsorge. 

Beispiele und langfristige Auswirkungen

Einige bekannte Sportler haben öffentlich über ihre Erfahrungen mit Essstörungen gesprochen, um anderen zu helfen. Unbehandelte Essstörungen können langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und die sportliche Karriere haben. Es ist wichtig zu betonen, dass frühzeitige Hilfe und Unterstützung die Chancen auf eine erfolgreiche Genesung erhöhen.

Einige bekannte Beispiele:

  • Die deutsche Ex-Turnerin Kim Bui, die ihre Bulimie öffentlich gemacht hat.
  • Der schwedische Formel-1 Fahrer Valtteri Bottas, der selbst sagt, dass alles “außer Kontrolle” geriet. 
  • Der Ruderer Bahne Rabe, gebürtiger Hamburger, der 2001 einer Lungenentzündung erlag, die er aufgrund seiner Essstörung nicht verkraftete.
  • Die französische Tennisspielerin Caroline Garcia
  • Die schweizer Biathletin Lena Häcki-Groß
  • Der deutsche Skispringer Sven Hannawald 

Die Herausforderung der Prävention

Die Prävention von Essstörungen im Leistungssport ist von entscheidender Bedeutung, da Vorbeugen besser ist als Heilen. Ein wichtiger Schritt ist die Aufklärung von Sportlern, Trainern und Betreuern über die Risiken von Essstörungen und die Bedeutung einer gesunden Ernährung. Dies kann in Form von Workshops, Informationsmaterialien und Schulungen erfolgen.

Ein weiterer Schwerpunkt sollte auf der Förderung eines positiven Körperbildes und einer gesunden Einstellung zum Essen liegen. Sportler sollten ermutigt werden, auf ihren Körper zu hören und auf natürliche Weise gesunde Gewichtsziele zu erreichen, anstatt mit drastischen Diäten und übermäßigem Training ihr Ziel zu erreichen.

Die Sportgemeinschaft sollte auch die Bedeutung der psychischen Gesundheit betonen. Stressbewältigungstechniken und mentales Training können dazu beitragen, den psychischen Druck zu reduzieren, dem Sportler ausgesetzt sind. Eine offene Kommunikation über mentale Gesundheit sollte ermutigt werden, um Sportlern zu helfen, ihre emotionalen Herausforderungen zu bewältigen.

Bei Essstörungen Hilfe finden: Die Rolle der Spezialeinrichtungen

Fachzentren oder medizinisch-therapeutische Einrichtungen, die auf Essstörungen spezialisiert sind, spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Sportlerinnen und Sportlern. Sie unterstützen nicht nur mit diagnostischen und therapeutischen Angeboten, sondern können auch bei der Entwicklung von individuellen Behandlungsplänen helfen, die den speziellen Anforderungen von Sportlern gerecht werden.

Zusätzlich sollten Sportvereine und -organisationen Partnerschaften mit Fachexperten kooperieren und hilfesystemübergreifend zusammenarbeiten, um einen einfacheren Zugang zu Unterstützung und Beratung zu ermöglichen. Dies kann bei der frühzeitigen Behandlung von Essstörung und der langfristigen Genesung eine entscheidende Rolle spielen.

Fazit

Essstörungen im Leistungssport sind ein komplexes und ernstzunehmendes Thema und die bestehenden Erkenntnisse sollten zukünftig im Umgang allen Beteiligten helfen. Es erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise von Sportlerinnen und Sportlern, Sportvereinen- und -organisationen, medizinischen und therapeutischen Einrichtungen, Medien und Gesellschaft, um mit Präventionsarbeit und Wissensmanagement das Wohlbefinden von Sportlerinnen und Sportlern zu schützen und zu ihnen helfen, sich auf ihre sportlichen Leistungen zu konzentrieren. 

Mit gemeinsamen Anstrengungen können wir dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Sportlern zu schützen und ihnen zu helfen, sich auf ihre Leidenschaft und ihre sportlichen Ziele zu konzentrieren. Essstörungen sollten also kein Tabuthema sein, sondern Anlass zur Sensibilisierung und zur Förderung der mentalen und körperlichen Gesundheit im Leistungssport.

Falls Sie von Essstörungen betroffen sind oder jemanden kennen, auf wen die oben genannten Faktoren zutreffen, scheuen Sie nicht, Hilfe zu suchen. Schon bei ersten Anzeichen einer Essstörung können Sie einiges tun, um dieser vorzubeugen.

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