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Trauma und Essstörung: Komplexe Wechselwirkung
Autor: Blog-Redaktion, 29. November 2023
Essstörungen und Trauma sind zwei komplexe und oft miteinander verbundene Themen, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflussen. In Deutschland litten beispielsweise 0,18% der Bevölkerung in 2019 unter Essstörungen. Noch deutlich mehr Menschen sind von Trauma betroffen: Die WHO geht weltweit gar von 10-20% der Bevölkerung aus.
In diesem Beitrag werden wir uns mit den Ursachen, Symptomen, Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten für Essstörungen und Trauma befassen. Auch die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Herausforderungen werden wir genauer beleuchten.
Verständnis von Essstörungen
Essstörungen sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die sich in verschiedenen Formen manifestieren können, darunter Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa und die Binge-Eating-Störung. Diese Störungen sind oft mit einem gestörten Körperbild und einem ungesunden Essverhalten verbunden. Die Ursachen von Essstörungen sind komplex und können sowohl biologische (z.B. genetische oder körperliche) als auch soziokulturelle, individuelle und psychologische Faktoren umfassen.
Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass traumatische Erfahrungen, wie emotionale, körperliche und sexuelle Gewalt, in der Kindheit oder Jugend das Risiko für die Entwicklung von Essstörungen erhöhen können. Dabei leiden Menschen, die von einer Essstörung und traumatischen Erfahrungen betroffen sind, oft an erheblicher Angst, Hilflosigkeit oder einem massiven Bedrohungsgefühl und darüber hinaus an großen Gewichtsverlusten oder -zunahmen, Kontrollverlusten über z.B. das Essen und einem geringen Selbstwertgefühl.
Trauma und seine Auswirkungen
Als Trauma bezeichnet man Erfahrungen, die bei Betroffenen extremen Stress, Leid und Verzweiflung verursachen. Traumata können physischer, emotionaler oder sexueller Natur sein und haben oft nachhaltige Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Traumafolgestörungen wie posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) können auftreten und zeigen sich häufig in Form von Alpträumen, Flashbacks und emotionaler Abstumpfung.
Wechselwirkungen zwischen Essstörungen und Traumata
Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Essstörungen und Traumata. Viele junge Erwachsene mit Essstörungen haben traumatische Ereignisse erlebt, die ihr Selbstbild und ihren Umgang mit Essen beeinflussen. Essstörungen können auch als Bewältigungsmechanismus für Trauma dienen, indem sie eine vorübergehende Ablenkung vom emotionalen Schmerz bieten.
Die Symptome von Essstörungen und Trauma können sich überschneiden. Dazu gehören Angstzustände, Depressionen und selbstverletzendes Verhalten.
Insbesondere die Binge-Eating-Störung, bei der die Betroffenen regelmäßig große Mengen an Nahrungsmitteln in kurzer Zeit zu sich nehmen und danach oft Schuld- und Schamgefühle haben, kann mit diesen negativen Erfahrungen in Verbindung gebracht werden.
Traumafolgestörung
Traumafolgestörungen sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die als Reaktion auf belastende Trauma-Erfahrungen auftreten. Zu den häufigsten Traumafolgestörungen gehört die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die eine Folge traumatischer Ereignisse wie sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt oder Kriegserfahrungen sein kann.
Bei PTBS können Betroffene anhaltende Symptome und quälende Erinnerungen erleben, die oft die Fähigkeit, ein normales Leben zu führen, beeinträchtigen und zu starken emotionalen und körperlichen Belastungen führen.
Die typischen PTBS Posttraumatische Belastungsstörung-Symptome können die folgenden sein:
- Wiedererleben der Trauma-Situation (Flashbacks und Albträume)
- Erlebnisse werden verdrängt, ähnliche Situationen aktiv vermieden
- Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen
- Soziale Abschottung, Abflachung der Interessen, emotionale Taubheit
Traumabewältigung als Schritt zur Genesung
In vielen Fällen kann die Bewältigung eines Traumata ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Genesung von Essstörungen sein. Die Therapie von Traumafolgestörungen erfordert spezielle Ansätze.
Die Wechselwirkungen zwischen Traumafolgestörungen und Essstörungen sind komplex, und die gleichzeitige Behandlung beider Erkrankungen erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der von erfahrenen Fachleuten durchgeführt wird. Eine frühzeitige Diagnose, eine angemessene Therapie und die Unterstützung der Betroffenen können eine Genesung und die Wiedererlangung einer positiven Lebensqualität ermöglichen.
Therapeutische Ansätze und Unterstützung
Die Behandlung von Essstörungen und Trauma erfordert in den meisten Fällen einen ganzheitlichen Ansatz. Therapeutische Interventionen, darunter Psychotherapie, Ernährungsberatung und Medikation, können zur Linderung der Symptome beitragen.
Bei Traumafolgestörungen bedarf es spezifischer und professioneller Therapien. Traumatherapeutische Behandlungen kommen aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder aus der Tiefenpsychologie. Auch das so genannte „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, kurz EMDR, kann dabei helfen, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten. Traumaspezifische Psychotherapien können bei Traumafolgestörungen sehr effizient sein. Die Zusammenarbeit von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen ist entscheidend, um eine umfassende Versorgung sicherzustellen.
Spezialangebot: Intensivtherapeutische Wohngruppen
Mit unserer intensivtherapeutischen Wohngruppe bieten wir weiblichen und männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer Traumafolgesymptomatik und einer gleichzeitig vorliegenden Essstörung ein individuelles intensivtherapeutisches und -pädagogisches Spezialangebot, das auf den neuesten Leitlinien der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) basiert und sich sich an den aktuellsten wissenschaftlichen Standards der Traumapädagogik und -therapie zur Behandlung von Traumafolgestörungen orientiert.
Fazit
Essstörungen und Traumata sind ernsthafte Herausforderungen, die das Leben der Betroffenen stark beeinflussen können. Mit rechtzeitiger Hilfe und individueller Behandlung kann Heilung und eine verbesserte Lebensqualität erreicht werden.
Schlusswort
Essstörungen und Traumata sind schwere psychische Erkrankungen, die Aufmerksamkeit und Engagement erfordern. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es Hilfe gibt und dass Menschen, die mit diesen Herausforderungen konfrontiert sind, nicht allein bleiben müssen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, das Verständnis und die Unterstützung für die Betroffenen zu verbessern und so den Weg zur Genesung zu erleichtern.