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Ernährungspsychologie

Was ist Ernährungspsychologie?

Die Ernährungspsychologie ist ein relativ junges, aber schnell wachsendes Fachgebiet. Sie untersucht, wie Gedanken, Emotionen, soziale Einflüsse und Verhaltensweisen unser Essverhalten prägen und wie diese wiederum durch unsere Ernährung beeinflusst werden. Dieser Fachbereich entstand aus dem Bedürfnis, Ernährung nicht nur aus physiologischer, sondern auch aus psychologischer Perspektive zu verstehen, um ein umfassenderes Bild des Essverhaltens zu erhalten.

Entstehung des Fachbereichs

Die Wurzeln der Ernährungspsychologie liegen in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Wissenschaft begann, den Einfluss von psychischen Faktoren auf das Essverhalten systematisch zu untersuchen. Mit der zunehmenden Anerkennung, dass Essgewohnheiten nicht nur durch Hunger und Nährstoffbedarf, sondern auch durch Emotionen, kulturelle Normen und persönliche Einstellungen bestimmt werden, entwickelte sich das Fachgebiet weiter.

Ziele der Ernährungspsychologie

Das Hauptziel der Ernährungspsychologie ist es, das Verständnis für die psychologischen Aspekte des Essverhaltens zu vertiefen und darauf basierend Ansätze zu entwickeln, die eine gesündere Ernährung fördern. Dazu gehören:

  • Förderung gesunder Essgewohnheiten: Durch die Untersuchung, wie psychologische Faktoren wie Stress, Emotionen oder soziale Einflüsse das Essverhalten beeinflussen, können gezielte Interventionen entwickelt werden, um gesündere Ernährungsweisen zu fördern.
  • Prävention und Behandlung von Essstörungen: Ernährungspsychologinnen und -psychologen arbeiten daran, die Ursachen und Mechanismen von Essstörungen zu verstehen und Therapien zu entwickeln, die auf die spezifischen psychologischen Bedürfnisse der Betroffenen eingehen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Ernährungspsychologie ist von Natur aus interdisziplinär. Sie vereint Erkenntnisse aus der Psychologie, Ernährungswissenschaft, Medizin, Soziologie und Pädagogik. In der Praxis arbeiten Ernährungspsychologen oft in Teams mit Ernährungsberatern, Ärzten, Psychotherapeuten und Sozialarbeitern zusammen, um umfassende Behandlungspläne zu erstellen. Diese Zusammenarbeit ist besonders wichtig, um das Essverhalten ganzheitlich zu verstehen und nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Unterstützung für Betroffene von Essstörungen

Die Ernährungspsychologie spielt eine wichtige Rolle in der Prävention und Behandlung von Essstörungen. Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass psychologische Interventionen, die auf die individuellen Essmuster und die zugrunde liegenden emotionalen Auslöser eingehen, besonders effektiv sind.

Beispiele aus der Forschung:

  1. Mindful Eating: Studien zeigen, dass achtsames Essen (Mindful Eating) die Symptome von Binge-Eating-Störungen deutlich reduzieren kann. Dabei lernen Betroffene, ihr Essverhalten bewusst wahrzunehmen und zu kontrollieren, ohne zwanghaftes Diätverhalten zu entwickeln.
  2. Emotionale Essgewohnheiten: Forschung hat untersucht, wie emotionale Essgewohnheiten mit Stress und Depressionen zusammenhängen. Die Ergebnisse legen nahe, dass kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die sich auf die Veränderung negativer Denkmuster konzentriert, dazu beitragen kann, emotionale Essgewohnheiten zu überwinden und langfristige Verbesserungen im Essverhalten zu erzielen.
  3. Soziale Unterstützung: Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale Unterstützung eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Essstörungen spielt. Demnach erzielten Patientinnen und Patienten, die in therapeutische Gruppen eingebunden waren, in denen sie über ihre Essstörungen sprechen konnten, deutlich bessere Ergebnisse als solche, die isoliert behandelt wurden.

Die Ernährungspsychologie schlägt eine Brücke zwischen Ernährung und psychischer Gesundheit. Für Betroffene von Essstörungen bietet die Ernährungspsychologie sinnvolle Unterstützung, indem sie nicht nur die physischen, sondern auch die psychologischen Aspekte des Essverhaltens in den Fokus rückt.

Weitere Einträge

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ARFID

Drunkorexie

Generalisierte Angststörung (GAS)

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Mangelernährung

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